Dr. Ferniza
Assistenzarzt Orthopädie

Interview, geführt am 7. Oktober 2023

 

Wann sind Sie nach Deutschland gekommen?

 

Ich bin während der Corona-Pandemie nach Deutschland gekommen. Vorher habe ich am Goethe-Institut in Mexiko 1,5 Jahre die deutsche Sprache gelernt. Seit 19 Monaten arbeite ich jetzt im Rehazentrum Bad Kötzting.

 

Wie sind Sie zum Rehabilitationszentrum Bad Kötzting gekommen?

 

Ich habe von der Arbeitsagentur eine Liste bekommen. Hier war damals die einzige freie Stelle für einen Arzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.

 

Wie geht es Ihnen hier in Bad Kötzting?

 

Die Anfangszeit war schwer. Ich bin alleine hierher gekommen und musste die Sprache noch besser lernen. Es gibt hier einen starken bayerischen Akzent. Aber ich habe viel Unterstützung erfahren. Und ich habe festgestellt, dass die Menschen hier anders sind als die Stereotype, die man in Mexiko erzählt. Die Menschen hier sind sehr nette und warmherzige Menschen. Dank Bad Kötzting habe ich mich in Bayern verliebt.

 

Wer oder was hat Ihnen hier persönlich geholfen?

 

Der Chef der Klinik, die Kollegen und auch die Patienten. Ich konnte in der Klinik wohnen und bekam verschiedenste Unterstützungsangebote. Anfangs, als es mir noch nicht so gut ging, hat mir das Küchenpersonal sogar doppeltes Dessert gegeben. Ich hatte viel Kontakt zu den Patienten und konnte die Sprache so viel besser lernen. Ich habe mit ihnen Tischtennis oder Schach gespielt und etwas mit Kollegen unternommen. Neben der Arbeit bleibt hier viel Zeit für Hobbys und Leute kennenlernen. Das hat mir sehr geholfen.

 

Was würden Sie anderen Ärzten aus dem Ausland empfehlen, die nach Deutschland kommen möchten?

 

Sie sollten die Sprache bis mindestens B2-Niveau lernen und einen Fachsprachenkurs C1 absolvieren. Außerdem sollten sie versuchen, in einer Klinik anzufangen, wo es ruhig ist, wo man Zeit hat, um mit Kollegen und Patienten zu sprechen. Es ist wichtig, die alltägliche und die Fachsprache zu lernen. Der Weg ist nicht einfach, aber er kann erleichtert werden, wenn man sich bemüht. Wenn man alleine kommt, ist der Anfang schwierig. Das muss man wissen.

 

Welche Arbeitgeberleistungen schätzen Sie besonders?

 

Ich kann hier zum Beispiel das Fitnessstudio, das Bewegungsbad, die Tischtennisplatte, die Bibliothek und die Cafeteria nutzen. Das hat mir sehr geholfen, Leute kennenzulernen. Die Arbeitsbedingungen sind sehr gut. Ich habe hier Zeit zum Lernen, weil die Arbeitslast nicht so hoch ist. Gerade bereite ich mich auf die Facharztprüfung vor. Außerdem konnte ich vor kurzem an einem Notfallsonografiekurs in der Charité teilnehmen. Es gibt gute bezahlte Fortbildungsmöglichkeiten von der Klinik.

 

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

 

  • 45 Arbeitsbeginn, 30 Minuten für Aktendurchsicht und Vorbereitung auf die Frühbesprechung.
  • 15 Frühbesprechung, ca. 30 Minuten.
  • Danach entweder Patienten-Aufnahmen oder Abschlussgespräche. Diese werden zugeteilt.
  • Bei Aufnahmegesprächen geht es vor allem um Vorerkrankungen, Operationen, Anpassungen von Medikationen.
  • Für die Abschlussgespräche hat man pro Patient etwa 20-25 Minuten Zeit.
  • Die Aufnahmen und Abschlüsse muss man diktieren und die diktierten Briefe anschließend kontrollieren.
  • Ab und zu hat man Bereitschaftsdienste. Diese sind sehr ruhig. Manchmal muss man einen Patienten verlegen, was aber selten vorkommt.

 

Wenn Sie die Unternehmenskultur mit drei Begriffen beschreiben sollten, welche wären das?

 

Nettigkeit, Hilfsbereitschaft, Gastfreundlichkeit

 

Würden Sie anderen Ärzten das Rehabilitationszentrum Bad Kötzting empfehlen?

 

Ja. Ich bin froh, hier gelandet zu sein. Die Arbeit ist nicht so anspruchsvoll. Das ist vor allem für Ärzte aus dem Ausland für den Einstieg gut. Es gibt geregelte Arbeitszeiten: Montag bis Donnerstag von 7.45 bis 17.00 Uhr und am Freitag ist schon um 13 Uhr Schluss. Ich konnte hier mein Leben entschleunigen und viel erleben. Man trifft sich auch mit Mitarbeitern und unternimmt gemeinsam etwas oder trifft sich in der Brauerei gegenüber der Klinik. Hier ist ein guter Treffpunkt zum Schnitzelessen und Biertrinken. Die Umgebung ist wunderschön und ich unternehme viele Wanderungen, spiele Volleyball und Schach.

Vielen Dank für das Interview!